Das Fränkische Schweiz Museum – tiefer Blick in die Geschichte einer Region

In dem von eindrucksvollen Felsnadeln geprägten kleinen Ort Tüchersfeld befindet sich seit 1985 das Fränkische Schweiz Museum. Die dafür komplett renovierten Fachwerkgebäude aus dem 18. Jahrhundert gehören zum sogenannten Judenhof. Sie gelten als eines der Wahrzeichen der Region und finden sich als Motiv auf zahlreichen Fotografien sowie historischen Zeichnungen wieder. Neben einer für alle Generationen spannenden Reise durch die Zeitgeschichte präsentieren die Verantwortlichen attraktive kulturelle Veranstaltungen und Sonderausstellungen. Der zur Stadt Pottenstein zählende Komplex bildet dafür einen großartigen Rahmen in der für Besucherinnen und Besucher wunderschönen Kulisse.

Lehrreicher Gang durch eine archäologisch und historisch interessante Landschaft

Das Fränkische Schweiz Museum verschafft bleibende Eindrücke durch eine Vielzahl ansprechend aufbereiteter Themengebiete. Darunter fallen

  • archäologische Entdeckungen aus der Eis-, Stein-, Bronze- und Eisenzeit,
  • Funde von den Kelten, Germanen, Römern und anderen während der Völkerwanderung durchziehenden Stämmen sowie aus dem Mittelalter und der Neuzeit,
  • landwirtschaftliche und handwerkliche Geräte aus vergangenen Jahrhunderten,
  • Einblicke in die Volksfrömmigkeit, das Wohnen der Bauernfamilien und in deren traditionelle Trachten sowie
  • Hintergründe zum Leben, der Religion und dem Jahreskreis der hier lebenden jüdischen Bevölkerung anhand der originalen Synagoge aus dem 18. Jahrhundert.

Einzelbesuchern erleichtern die multimediale Führung und ansprechende Informationstafeln den Rundgang. Für Gruppen und Schulklassen bietet die Museumspädagogik eine individuell abgestimmte und themenorientierte Begleitung.

Eingang zum Fränkische Schweiz Museum

Interessante Ausstellungsstücke aus unterschiedlichen Epochen im Fränkische Schweiz Museum

Funde aus der frühen Geschichte der Erde und der Menschheit

In der geologischen Abteilung zeigt das Fränkische Schweiz Museum erdgeschichtliche Fossilien aus dem in der Jurazeit hier befindlichen Nebenmeer. Dazu zählen Ammoniten, seltene Versteinerungen von Fischen sowie ein kleines Krokodil. In dessen Magen wiesen die Wissenschaftler als Verdauungshilfe verschluckte Kieselsteine nach. Weltweit gibt es bisher lediglich drei Exemplare der Art zu sehen. Die Besiedlung durch den Neandertaler in der Altsteinzeit vor rund 70.000 Jahren belegen Funde in den Höhlen und unter Felsvorsprüngen. Die aus dem Hasenloch bei Pottenstein stammenden Steinwerkzeuge zählen zu den ältesten Zeugnissen der Menschheit. In der Jungsteinzeit wandelten sich die Jäger und Sammler zu sesshaften Bauern. Sie siedelten entlang der fruchtbareren Flusstäler und mieden die eher kargen Hochflächen. Geräte, Waffen, Schmuck oder Prestigeobjekte aus den späteren Metallzeiten bis hin zur Völkerwanderung führen durch die Jahrhunderte menschlichen Lebens in der Fränkischen Schweiz.

Innenhof des Museums mit historischem Backhaus
Ehemalige Wohngebäude aus dem 18. Jahrhundert

Bedeutende Exponate aus dem Mittelalter und der Neuzeit

Nach den Germanen bestimmten Ritter und Adelige die wirtschaftliche Entwicklung im Früh- und Hochmittelalter. Die in ganz Deutschland höchste Dichte an Burgen zeigt den damals hohen Stellenwert der Region. Im Fränkische Schweiz Museum bezeugen Schrift- und Fundstücke den harten Kampf ums Überleben für die Bevölkerung. Dies gilt für die Bauerkriege und den Dreißigjährigen Krieg ebenso wie für den Einfall preußischer Truppen 1759 im Siebenjährigen Krieg. Großformatige Landkarten und detailgetreue Pläne zeigen die Anordnung der Truppen sowie die Lage von Ortschaften oder Gehöften.
Die kleinteilige Landwirtschaft auf steinigen und trockenen Feldern ernährte die Menschen mehr schlecht als recht. Die schwere Arbeit der Bauernfamilien mit ihren Mägden und Knechten geht bis in die 1960er Jahre mit einfachsten Werkzeugen vonstatten. Die Dreschmaschinen, Futterschneider und andere landwirtschaftliche Geräte belegen den enormen Aufwand für vergleichsweise geringe Erträge.

Alltag, traditionelle Trachten und Frömmigkeit in der Fränkischen Schweiz

Die beengten Wohnverhältnisse in schlecht beheizten Räumen und Küchen mit offenen Feuerstellen beeindrucken heutige Generationen. Original eingerichtete Räume und die Schilderungen der schwierigen Lebensumstände bleiben im Gedächtnis. Das Flechten von Körben, das Spinnen von Wolle aus Flachs, Stricken von Bekleidung oder Schnitzen bestimmten die langen Wintermonate. Um Heizkosten zu sparen, trafen sich die Nachbarn in einem Haus und tauschten Neuigkeiten aus oder bandelten Liebschaften an. Darüber hinaus bietet das Fränkische Schweiz Museum mehrere komplette Einrichtungen aus dem Handwerk. In den Schmieden mit wuchtigem Blasbalg befanden sich beispielsweise Apothekerschränke, da dort auch die Aufgaben des Tierarztes angesiedelt waren. Nicht selten unterzogen sich dort sogar Menschen einer „Rosskur“.
Breiten Raum in der Ausstellung nehmen die bis heute traditionellen Trachten der Fränkischen Schweiz ein. Aufwendige Festtagsbekleidung spielte nicht nur bei Hochzeiten eine wichtige Rolle im gesellschaftlichen Leben. Teure Stoffe und hochwertige Stickereien bezeugen den unterschiedlichen Wohlstand sowie den modischen Wandel über die Jahrhunderte. Während es auf den kargen Hochflächen meist bei Baumwolle blieb, trugen die Frauen aus der fruchtbaren Gegend um Forchheim bald seidene Gewänder. Eine Besonderheit sind die filigranen Brautkronen mit Glasperlen. Sie galten als Symbol für die weibliche Tugend und Jungfräulichkeit.
Die starke Zergliederung der Dörfer in der Fränkischen Schweiz geht auf die unterschiedlichen Konfessionen zurück. Hier treffen die evangelischen Regionen Nürnberg und Bayreuth auf das katholische Bamberg. Der Glaube spielte überall eine das gesamte Leben bestimmende Rolle. Wegekreuze, Bildstöcke, Kapellen und andere Geländedenkmäler unterstreichen die Frömmigkeit der in der Fränkischen Schweiz lebenden Menschen. Das Museum stellt reich geschmückte Gebetsbücher, Christus- und Schutzengelbilder sowie weitere eindrucksvolle Belege des Glaubens in beiden Konfessionen aus. Zu den Höhepunkten gehört die ungewöhnliche Darstellung der Dreifaltigkeit aus der Barockzeit im 18. Jahrhundert. Dabei stehen Gott Vater, der Sohn Jesus und der Heilige Geist als gleichwertige Figuren nebeneinander.

Originale jüdische Synagoge als Besonderheit

Bis zur Auflösung der Gemeinde um 1850 bildete der Gebetsraum den Mittelpunkt des jüdischen Lebens in Tüchersfeld. In den Gebäuden des Fränkische Schweiz Museums lebten mehrere Familien. Als wandernde Händler vertrieben sie in den Dörfern ihre Waren, oftmals Stoffe, um ein karges Auskommen zu erreichen. Der in Buttenheim geborene und nach Amerika ausgewanderte Krämer Levi Strauss gehört zu den bekanntesten Juden der Region. Die für damalige Zeiten aufwendigen Verzierungen der Decken der Synagoge mit Stuck erforderten erhebliche finanzielle Anstrengungen der Bürger. Besucherinnen und Besucher erfahren Wissenswertes über jüdisches Bräuche und Feste wie Beschneidung, Bar Mizwa, Sabbath, Chanukka oder Pessach.
Unter ihren zahlreichen weiteren Exponaten präsentiert das Fränkische Schweiz Museum eine umfangreiche Sammlung von Grafiken und Gemälden. Neben zeitgenössischen Ansichten aus dem 19. Jahrhundert gibt es Bilder bekannter, hier lebender Künstler wie Albert Lamm und Curt Herrmann zu bewundern.
In Verbund der insgesamt 14 „Museen der Fränkischen Schweiz“ gehört das Haus zu den touristisch herausragenden Einrichtungen in der gesamten Region.

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